Alexander Renner

Alte Angewohnheiten, neue Angewohnheiten – Changing Habits (Teil 1)

Fällt es ihnen auch so schwer, neue Angewohnheiten zu etablieren oder alte Angewohnheiten zu ändern? Ich erzähle ihnen, woran das liegt und was sie tun können, um das zu ändern – Changing Habits. Es ist gar nicht so schwer, wenn man weiß, wie´s geht und wie man mit den eigenen Mustern und Programmen umgehen muss, damit´s klappt.

In diesem Blogpost gehts erst einmal um die veschiedenen Arten von Angewohnheiten, worin sie sich unterscheiden und welche Merkmale sie haben. Der zweite Teil zeigt ihnen, wie sie es anstellen können, Angewohnheiten zu ändern. Ein Plan sozusagen.

Alte Angewohnheiten, neue Angewohnheiten

Wenn sie neue Angewohnheiten einführen oder alte Angewohnheiten abschaffen wollen, dann lesen sie hier genau, worin sie sich unterscheiden und warum das Eine leichter fällt, als das Andere. Mir hat diese Einteilung sehr viel geholfen. Sie war sozusagen ein Augenöffner.

Leichter: Vorhandene Angewohnheiten ändern

Beginnen wir bei dem, was uns am leichtesten fällt: Das Ändern von bereits vorhandenen Angewohnheiten. Wenn sie etwas, dass sie schon kennen und etabliert haben, nur abändern müssen, ist das wesentlich einfacher, als von vorne anzufangen. Sie sind in deinem Auto-Modus, handeln also halb automatisch und sollen daran ein paar kleine Schräubchen drehen. Das geht ganz gut.

Beispiel: Kalt Duschen

In meiner Challenge habe ich den Weg bereits deutlich aufgeführt. Das fällt vielen sehr schwer. In Wirklichkeit gehört es aber zu den einfachen Änderungen. Sie duschen jetzt bereits täglich oder jeden zweiten Tag warm. Vielleicht haben sie sogar eine Reihenfolge, wie sie sich duschen. Das läuft. Nun die kleine Änderung: Statt warmes Wasser nehmen sie kaltes Wasser. Den Rest können sie lassen.

Beispiel: Vegetarisch Essen

Hier haben wir den gleichen Mechanismus: Sie essen bereits jetzt jeden Tag. Mal mit Fleisch, mal ohne. Da steckt jeweils keine Absicht dahinter. Fleischprodukte gehören einfach dazu. Nun sollen sie sie eintauschen. Anfangs noch gegen Fleisch-Ersatzprodukte alá Veggi-Leberwurst mit Majoran, Aufschittwurst aus Soja und soweiter. Die Angebote im Supermarkt sind voll davon. Die Umstellung ist nicht wirklich groß. Nur eine Abänderung.

Schwerer: Eine neue Angwohnheit etablieren

Schon etwas schwerer wird’s, wenn wir neue Gewohnheiten einführen wollen. Das gilt dann, wenn an der Stelle vorher nichts war. Also kein Tausch, sondern wirklich was Neues und Ungewohntes. Die Schwierigkeit liegt darin, den Auto-Modus, in dem wir an der Stelle laufen, zu unterbrechen und ein neues Rädchen einzubauen. Dabei kann es sich um einen Zeitpunkt handeln: „Ich putze mir immer vor dem Frühstück die Zähne“. Es kann aber auch eine Handlung sein: „Wenn ich Fußball gucke, gehört einfach ein Bier dazu“. Nun sollen wir etwas Neues dauerhaft hinzufügen, ohne ewas wegzulassen:

Beispiel: Morgens meditieren

Jeden morgen 15 Minuten meditieren. Egal ob zu Hause, bei den Eltern, im Urlaub oder auf Geschäftsreise im Hotel. Irgendwo in die Morgenroutine wird die Meditation eingebaut, das Rädchen sozusagen montiert. Bei mir sah das so aus: Aufstehen, Bad-Routine, in den Gong-Raum zur Meditation und anschliessend Frühstück machen. Die neue Gewohnheit „morgens meditieren“ wurde zwischen der Bad-Routine und dem Frühstück-Machen eingebaut.

Beispiel: Jeden zweiten Tag laufen

Sie wollen anfangen zu Laufen. Jeden zweiten Tag gehts raus, die anderen Tage ist Regeneration angesagt. Ihre Wochenroutine besteht aus Job an den Arbeitstagen und Freizeit am Wochenende. Dazu noch Familie? In diesen Ablauf sollten sie das Laufen jeden zweiten Tag integrieren, ohne dass was wegfällt.

Oft richtig schwer: Eine Angewohnheit ersatzlos streichen

Die für viele schwierigste Übung besteht darin, eine etablierte Angewohnheit ersatzlos zu streichen. Kein Tausch. Kein Trick. Weg damit. Bleiben wir beim Auto-Modus und den Rädchen, die sie den ganzen lieben Tag lang funktionieren lassen. Sie geben ihnen Halt und strengen sie nicht an. Nun sollen sie in das Getriebe eingreifen und eins dieser Rädchen herausnehmen, ohne dass das ganze Gefüge zusammenbricht. Sie schalten an dieser Stelle von Auto-Modus in den bewussten manuellen Betrieb um. Sie müssen an dieser Stelle für jede kleine Handlung eine eigene Entscheidung treffen. Das geht, bis sie so weit sind, wieder in den Auto-Modus umzuschalten. Oft sind noch Nachjustierungen nötig.

Beispiel: Aufhören zu rauchen

Der Klassiker. Jemand will aufhören zu rauchen. Was fällt daran so schwer? Ich betrachte das abseits körperlicher Suchtstoffe, die aufs Gehirn, das Nervenzentrum und den Organismus wirken. Das ist ein wenig isoliert betrachtet, bringt uns bei den reinen „Gewohnheiten“ in dem Beispiel aber weiter. Nur das Rauchen aufzuhören, bedeutet eine tief sitzende Gewohnheit ersatzlos zu streichen. Die Auslöser kommen vielfach „jetzt eine anzuzünden“. Jedes einzelne Mal muss die bewusste Entscheidung getroffen werden, nein. Die Boten, innen Saboteure, Geister und wie sie sie nennen wollen, werden dagegen reden und einen Zwang ausüben. Es ist also nicht eine Entscheidung dagegen, sondern es sind viele kleine Entscheidungen gegen die Entscheidung, gegen die Quälgeister. Das macht es so schwer.

Grundfragen

Eine Angwohnheit wird nicht durch die bewusste Einzelentscheidung ausgeführt, sondern durch gespeicherte Automatismen. Ein Auslöser sorgt für die Handlung. Man nennt das in der Psychologie „Trigger“. Die Forschung spricht hier von nur fünf Kategorien:

  • Standort
  • emotionaler Zustand
  • Zeit
  • andere Menschen
  • direkt vorangehende Handlung

Gehen wir mal genauer drauf ein:

Ihr Standort

Der Ort, an dem sie sich gerade aufhalten, kann so ein Auslöser sein. Wenn ich z.B. in einem Hotel ankomme, räume ich sofort den Inhalt meines Koffers in den Schrank bzw. ins Bad. Damit besetze ich das Zimmer und mache es zu meinen Ersatz-Zuhause. Andere zupfen an ihrem Hemdkragen, wenn sie ausserhalb ihrer Wohnung vor einem Spiegel stehen, z.B. im Aufzug oder einer öffentlichen Toilette. Haben sie auch so einen Tick, der von deinem Standort ausgelöst wird?

Emotionaler Zustand

Viele Emotionen lösen bestimmte Handlungen in uns aus. Das können Freude, Stress, Frust, Wut oder Entspannung sein. Sie merken es dann oft, wenn es ihnen wieder passiert ist. Das kann bei Nervosität Fingernägelkauen sein oder unkontrolliertes Einkaufen mit leerem Magen. Sie sind in einer entspannten Umgebung, z.B. im Urlaub, der Wein schmeckt so gut. Sie kaufen 3 Kisten und bringen sie mit nach Hause, wo er gar nicht mehr so gut schmeckt. Das nächste Mal ist es der Schinken am Stück, dann ein Kistchen Zigarren ect.

Wir agieren, obwohl wir den Effekt kennen, wie ungesund, teuer oder unnötig diese oder jene Handlung ist. Aber meist winkt eine Belohnung: Das gute Gefühl dabei oder direkt danach – für kurze Zeit. Sind die Endorphine verbraucht, folgt die Ernüchterung. Ach ja, wieder reingefallen. Denken sie mal nach: Welche Emotionen verleiten sie zu bestimmten Handlungen?

Uhrzeit

Manche Gewohnheiten hängen an bestimmten Uhrzeiten. Bei meinen Eltern gibts nachmittag um 14:30 Uhr Kaffee. Früher war das 15:00 Uhr. Dem wird alles untergeordnet. Die Verdauung ist so getrimmt, dass pünktlich um 12:00 Uhr der Magen knurrt: „Oh, schon 12.00, ich hab Hunger“. Denken sie mal nach: Sie haben sicher auch so eine zeitgebundene Angewohnheit.

Andere Menschen

Sind Menschen untereinander im Kontakt, wirkt das oft ansteckend, je nach Gruppe und Zugehörigkeit. Sie kennen das vielleicht als Erwachsener, wenn sie zuhause bei den Eltern sind, trinken sie nachmittags Kaffee und essen Kuchen dazu. Daheim bei ihrer Familie oder mit Partner machen sie das nicht. Oder in der Arbeit mit Kollegen geht man zusammen nach dem Essen noch an den Espresso-Stand, ganz automatisch rituell. Kennen sie an sich derlei Angewohnheiten, denen sie nur eher in bestimmter Gruppenzusammensetzung nachgehen?

Direkt vorangehende Handlungen

Häufig lösen gerade eben ausgeführte Handlungen eine darauf folgende Routine aus. Beispiel: Sie steigen in die S-Bahn ein und setzten sich hin. Folgehandlung: Sie holen ihr Handy heraus. Unser Teenager im Haus hatte ein paar Monate lang folgenden Tick: Kam in die Küche und öffnete erst mal den Kühlschrank. Die beiden Handlungen haben nichts direkt miteinander zu tun. Der Routineeffekt kommt durch die „gefühlte“ Belohnung, etwas zu „erhalten“, das es ohne die vorangegangene Handlung nicht gegeben hätte.

 

Wie sie nun eine Angwohnheit loswerden, besprechen wir im zweiten Teil des Artikels. Vielleicht überlegen sie sich schon mal eine und checken ab, unter welche Kategorie sie gehört. Dann finden wir möglicherweise einen Weg…

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